Irans Kalkül im Israel-Krieg: Mullah-Regime will weder Konfrontation noch Rückzug | FRANKFURTER RUNDSCHAU

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Avi Melamed insights quoted in the article by Robert Wagner for the FRANKFURTER RUNDSCHAU, “Irans Kalkül im Israel-Krieg: Mullah-Regime will weder Konfrontation noch Rückzug.”

Der Iran, Schirmherr der Hamas, gilt als wichtiger Faktor für eine mögliche Ausweitung des Israel-Krieges. Doch er befindet sich in einer Zwickmühle.

Teheran – Der Iran steckt angesichts der aktuellen Lage im Nahen Osten in einer Zwickmühle. Die regionale Großmacht, die seit Jahrzehnten daran arbeitet, ihren Einfluss im Nahen Osten auszubauen, steht einerseits unter Zugzwang, der Hamas in deren Kampf gegen den gemeinsamen Erzfeind Israel beizustehen. Andererseits birgt ein möglicher eskalierender Konflikt mit Israel das Potenzial, der Islamischen Republik in ihrer gegenwärtigen Form ein Ende zu bereiten, wie die Nachrichtenagentur Reuters in einer Analyse berichtet.

Die den Gazastreifen de facto regierende Hamas gehört zu den von Iran finanzierten und maßgeblich unterstützten Organisationen, die den strategischen Einfluss des Mullah-Regimes sichern sollen. Der Krieg in Israel droht nun, diesen über viele Jahre alimentierten Arm des Iran auszulöschen – die israelische Führung hat in den vergangenen Wochen keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die Hamas weitgehend, wenn nicht gar vollständig vernichten will.

Krieg in Israel: Säbelrasseln des Iran gegen Israel alarmiert den Westen

Teheran könnte sich daher genötigt fühlen, in den Konflikt aufseiten der Hamas einzugreifen und, unterstützt von der ebenfalls mit dem Iran eng verbundenen Hisbollah im Libanon, eine zweite Front im Norden zu eröffnen. Einen solchen Zweifrontenkrieg gegen Israel zu verhindern, ist das vornehmliche Ziel der mittlerweile massiven US-amerikanischen Militärpräsenz in der Region, darunter zwei mächtige Flugzeugträger.

Seine Kampfbereitschaft signalisiert der Iran seit Wochen und diese Rhetorik müsse man ernst nehmen, sagen Expertinnen und Experten. Am 15. Oktober stellte der iranische Außenminister der israelischen Regierung sogar ein öffentliches Ultimatum: Sollten die Luftangriffe gegen Gaza nicht eingestellt werden, sehe man sich gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen.

Nur wenige Stunden später milderte die UNO-Mission des Landes den aggressiven Ton jedoch ab und versicherte der Welt, dass die iranischen Streitkräfte nicht in den Konflikt eingreifen würden, solange Israel nicht iranische Interessen oder Bürger angreife.

Der Israel-Krieg bringt den Iran, von dem Stärke erwartet wird, in ein Dilemma

Die UNO-Mission kassiert ein Ultimatum des Außenministers ein – daran wird deutlich, wie sehr die iranische Führung um einen Kurs zur Bewältigung des sich gefährlich zuspitzenden Konflikts um den Gazastreifen ringt. Das bestätigten gegenüber Reuters auch neun Quellen aus dem iranischen Regierungsapparat, die mit den Gedankenspielen der regierenden Mullahs vertraut sind.

Im Falle einer israelischen Invasion des Gazastreifens untätig zu bleiben, würde die seit über vier Jahrzehnten verfolgte iranische Strategie der regionalen Vorherrschaft erheblich zurückwerfen, so die Quellen, die anonym bleiben wollten. Das Netzwerk von bewaffneten Stellvertretergruppen (englisch: proxies) , das der Iran im gesamten Nahen Osten aufgebaut hat, erwarte letztlich, dass Teheran der Hamas konkrete Unterstützung leistet.

Untätigkeit könnte von diesen Gruppen, von der Hisbollah im Libanon bis zu den Huthis im Jemen, als Zeichen der Schwäche aufgefasst werden. Das Ansehen der Großmacht sei in Gefahr, sagen die iranischen Regierungsquellen.

Ein Krieg gegen Israel könnte für Teheran in einer innenpolitischen Katastrophe enden

Gleichzeitig könnte eine Offensive gegen ein von den USA unterstütztes Israel dem Iran einen hohen Preis abverlangen, und zwar nicht nur militärisch. Ein großes Risiko berge demnach die angespannte innenpolitische Lage in der Islamischen Republik, die von einer wachsenden Unzufriedenheit mit dem Mullah-Regime und einer schon lange bestehenden Wirtschaftskrise geprägt ist.

Die allgemeine Unzufriedenheit könnte sich durch einen aufzehrenden Krieg mit der militärischen Großmacht Israel, der die noch mächtigere Großmacht USA beistehen würde, dramatisch zuspitzen und die Herrschaft der Mullahs gefährden. Der Preis für eine Intervention im Sinne der Hamas und eine Eröffnung eines Zweifrontenkrieges in Zusammenarbeit mit der Hisbollah, die eine solche Intervention bedeuten würde, könnte zu groß sein, deuten die Quellen an.

Das ist der Punkt, an dem die Iraner sind. Sie kalkulieren ihre Risiken.
Avi Melamed (israelischer Geheimdienst)

Iran: Für das Mullah-Regime hat ihr politisches Überleben „oberste Priorität“

Ein hochrangiger iranischer Diplomat bestätigt das Ausmaß der strategischen Überlegungen in Teheran. Für die iranische Führung, insbesondere für deren „Obersten Führer“ Ali Chamenei, habe „das Überleben der Islamischen Republik oberste Priorität.“ Aus diesem Grund habe der Iran, trotz der scharfen Rhetorik gegen Israel, die USA und den Westen, von einer direkten militärischen Beteiligung abgesehen – „zumindest für den Moment“, so der ungenannte Diplomat

Daher sei laut iranischen Sicherheitsbeamten unter Irans Top-Entscheidungsträgern vorerst ein Konsens erzielt worden: Man gibt seinen Segen für begrenzte grenzüberschreitende Angriffe ihrer libanesischen Proxy-Gruppe Hisbollah auf israelische Militärziele sowie für niedrigschwellige Angriffe auf US-Ziele durch andere verbündete Gruppen in der Region. Zugleich will man aber jede größere Eskalation verhindern, die den Iran selbst in den Konflikt hineinziehen würde.

Dazu passen offizielle Stellungnahmen. „Wir stehen in Kontakt mit unseren Freunden Hamas, Islamischer Dschihad und Hisbollah“, sagte laut iranischer Staatsmedien Vahid Jalalzadeh, Vorsitzender des Sicherheitsausschusses des iranischen Parlaments, am Mittwoch (18. Oktober). „Ihre Haltung ist, dass sie nicht erwarten, dass wir militärische Operationen durchführen.“

Krieg in Israel: Ein Fehler pro-iranischer Gruppen reicht aus, um die Lage eskalieren zu lassen

Auch Israel ist nicht an einer direkten Konfrontation mit dem Iran interessiert, wie hochrangige Quellen aus israelischen und westlichen Sicherheitskreisen gegenüber Reuters erklärten. Es gebe außerdem keine Hinweise darauf, dass Teheran von der blutigen Terrorwelle vom 7. Oktober gewusst habe, bei der die Hamas über 1400 Israelis getötet hat. Israel werde den Iran nur dann angreifen, wenn es direkt von iranischen Streitkräften aus dem Iran angegriffen würde.

Die Sicherheitsquellen warnten jedoch, dass die Situation unbeständig sei und ein Angriff auf Israel durch die Hisbollah oder andere vom Iran unterstützte Gruppen etwa in Syrien oder im Irak diese Einschätzung ändern könnte, wenn ihm viele Israelis zum Opfer fallen. Es reiche demnach nur eine Fehleinschätzung auf Seiten iranischer Proxies, der viele Opfer fordert, und Israel könnte sein Vorgehen ändern, fügte eine der israelischen Quellen hinzu.

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Avi Melamed is an expert on current affairs in the Arab & Muslim World and their impact on Israel & the Middle East. A former Israeli Intelligence Official & Senior Official on Arab Affairs, Fluent in Arabic, English, and Hebrew, he has held high-risk Government, Senior Advisory, Intelligence & Counter-Terrorist intelligence positions in Arab cities & communities - often in very sensitive times - on behalf of Israeli Government agencies. He is the Founder & CEO of Inside the Middle East | Intelligence Perspectives - an apolitical non-partisan curriculum using intelligence methodology to examine the Middle East. As an Author, Educator, Expert, and Strategic Intelligence Analyst, Avi provides Intelligence Analysis, Briefings, and Geopolitical Tours to diplomats, Israeli and foreign policymakers, global media outlets, and a wide variety of international businesses, organizations, and private clients on a range of Israel and Middle East Affairs.

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